Filmtipp: Butenland

Filmtipp: Butenland

8. April 2020 0 Von Winona

Der Dokumentarfilm Butenland stellt den Lebenshof für Kühe vor, den der ehemalige Milchbauer Jan Gerdes und die Tierschutzaktivistin Karin Mück gegründet haben. Wir haben ihn im Kino gesehen (mein letzter Kinobesuch vor Corona!) und möchten auf ihn aufmerksam machen. Wieso?

© mindjazz pictures

Zuerst sehen wir idyllische Bilder. Da sind Tiere, vor allem Kühe, auf einer Weide. Sie haben Ruhe und Platz, sie fressen Gras. Ich frage mich, ob das also die glücklichen Weideland-Kühe sind, von denen überzeugte Milchtrinkende so gerne sprechen. Wenn das so aussehen kann, ist das doch halb so schlimm.

Es geht weiter: an einem Gebäude hängt ein Schild aus Holz, auf dem „Kuhaltersheim“ steht. In Voiceovers und gelegentlichen Interviewsequenzen hören wir Jan Gerdes und bald darauf auch seiner Partnerin Karin Mück zu, wie genau es zu ihrem Hof Butenland kam und was daran das Besondere ist. Jan Gerdes wuchs auf dem Hof auf, den er heute noch führt. Als Landwirt stellte er diesen schrittweise zum Biohof um, bevor er die Produktion um die Jahrtausendwende komplett einstellte. Karin Mück hingegen kommt vom radikalen Tierschutz. Sie befreite einst Versuchstiere aus Laboren und musste dafür in Haft.

Was ist Butenland jetzt? Ein Hof, auf dem Kühe den Rest ihres Lebens verbringen können. Hier dürfen sie einfach nur sein. Nichts da mit Milch oder Fleisch von „glücklichen“ Tieren! Oft handelt es sich um Kühe, die wegen ihres Alters, Krankheiten, „Fehlbildungen“ oder einfach ihres Charakters ungeeignet für die Mast oder Milchproduktion geworden sind. Wenn es noch Platz gibt, können die Tiere auf den Hof Butenland gebracht werden, in dem sie in Würde altern können. Einige der Kühe lernen wir mit ihrem Namen und ihrer Geschichte kennen, die mitunter von unwürdiger Haltung geprägt ist. Die körperlichen und seelischen Schäden, die einige Kühe davontragen, werden sichtbar.

© mindjazz pictures

Und hier liegt auch eine der Stärken von Butenland: Es ist für mich einer der ersten Filme, in denen ich die Erwähnung der Tiernamen im Abspann nicht nur als Gag oder beiläufige Würdigung erlebe. Diese Tiere haben ganz klar einen Charakter, eine Persönlichkeit, die filmisch ähnlich (wenn auch etwas kürzer) aufbereitet wird wie die Vorstellung der menschlichen Akteure. Es wird die Absurdität der Hierarchie zwischen Menschen, Haustieren und Nutztieren deutlich, die die Landwirtschaft und unser Denken noch immer bestimmen. Eine Erkenntnis des Films war für mich die Tatsache, dass es in Deutschland von Behördenseite schlichtweg nicht vorgesehen ist, Kühe NICHT als Nutztiere zu halten. So müssen sie sinnlose Tests über sich ergehen lassen und so es ist vorgeschrieben, dass ihre Überreste nach ihrem Tod industriell genutzt werden – sie dürfen also nicht einfach beerdigt werden.

Mir gefällt sehr gut, wie unaufgeregt der Film die großen tierethischen Themen anpackt. Es wird nicht übermäßig dramatisiert, keine Sensationslust befriedigt. Das hat der Film gar nicht nötig: Über sein neugierig beobachtendes, geduldiges Portrait des Hofes Butenland ergeben sich Fragen wie die nach Veganismus und Veränderungen in der Landwirtschaft von alleine. Mehr als sehenswert!

Nun ist das ja im Kino in nächster Zeit leider nicht möglich. Die DVD wird am 7. August diesen Jahres erscheinen und ich hoffe, der Film wird auch zum Streamen verfügbar sein. Behaltet ihn im Kopf und schaut ihn euch an!

 

Trailer

© mindjazz pictures

 

Filminformationen

Regie, Buch, Kamera, Schnitt: Marc Pierschel

Dokumentarfilm

Deutschland 2019

82 Minuten

Deutsch

 

Weiterführende Links

Offizielle Website des Films

Offizielle Website des Hofes Butenland