Birnen-Pie oder gedeckte Birnen-Tarte
Wenn ich mich für eine Kategorie Kuchen entscheiden muss, wird es immer Obstkuchen sein. Gedeckt oder mit Streuseln, Hauptsache schön fruchtig und saftig von innen, mit frischem Obst, das die Saison gerade hergibt. Und so versuche ich die Kunst der Früchte-Tartes schon seit Jahren zu perfektionieren.
Doch vor einiger Zeit, nämlich als ich angefangen habe, mich mehr und mehr pflanzlich und zu ernähren, gab es in Sachen Mürbeteig ein Problem: das Dilemma von hartem Fett. Butter bringt als Tierprodukt ethische Probleme mit sich, Margarine enthält oft Palmöl und ist in jedem Fall hoch industriell verarbeitet. Außerdem ist beides kaum ohne Einwegverpackung zu haben. Zähneknirschend habe ich mich mal für das eine, mal für das andere entschieden. Jetzt kann ich stolz verkünden, eine Lösung gefunden zu habe. Und die ist so einfach, dass es fast schon wehtut: Mürbeteig geht auch mit Öl! Blogs wie Cake Invasion, an dem ich mich orientiert habe, nennen es Oil Pie Crust. Zugegeben, er ist geschmacklich ein wenig anders, vielleicht „zarter“, als klassischer Mürbeteig, außerdem etwas weniger fest. Aber genauso gut! Wie dem auch sei, die Testessenden haben alle direkt ein zweites Stück angefordert. Ich werte das mal als Kompliment.
Für den Teig:
400g Mehl (z.B. 300g Dinkelmehl Type 630 + 100g Dinkelvollkornmehl)
¼ TL Salz
70g Zucker
190ml Öl (z.B. Sonnenblumenöl) + 2 EL für die Form
4-6 EL kaltes Wasser
Ggf. 1-2 EL Semmelbrösel
Für die Füllung:
Ca. 1kg Birnen (wichtiger ist, dass nachher 700g geschälte, von Stiel und Kernen befreite Birnen herauskommen)
70g Zucker (meine Birnen waren schon sehr süß, bei säuerlichen ggf. mehr)
2 EL Speisestärke
2 EL Zitronensaft
½ Vanilleschote (sonst einen Teil des Zuckers durch Vanillezucker ersetzen)
½ TL gemahlener Zimt
Optional: ¼ TL gemahlene Nelken
Zunächst bereite ich den Teig vor. Dazu gebe ich die trockenen Zutaten zusammen in eine Schüssel und vermische sie. Als nächstes rühre ich das Öl unter und gebe nun esslöffelweise so viel kaltes Wasser dazu, bis der Teig beim Kneten gerade so zusammenhält. Das A und O eines guten Mürbeteigs ist, dass er nicht zu lange oder zu fest geknetet wurde! Er sollte auf keinen Fall glänzen, es ist auch nicht schlimm, wenn er nicht ganz homogen ist. Nun lege ich den Teig abgedeckt in den Kühlschrank, während ich mich um die Birnen kümmere.
Die Birnen schäle und entkerne ich, dann schneide ich sie in Stücke und vermische sie mit Zitronensaft, Zucker, Speisestärke und den Gewürzen. Sie können nun wiederrum in einer beiseite gestellten Schüssel ziehen, während es ans Teigausrollen geht.
Zuerst pinsele ich die Tarteform (oder eine Springform) mit Öl ein. Anschließend nehme ich ca. 2/3 des Teiges und forme daraus eine Kugel. Das Ausrollen zu einem dünnen, runden Boden funktioniert – zwischen zwei Blättern Backpapier oder Silikon-Backmatten – sogar ganz ohne Mehlsauerei oder Kleben auf dem Tisch. Ich ziehe das obere Blatt danach behutsam ab. Jetzt braucht es etwas Gefühl, um den Teig samt Papier kopfüber in die Form zu befördern. Dazu nehme ich eine Hand unter das verbleibende Backpapier, sodass ich genau unter dem Teigkreis bin, und „ziele“ mit einer schwungvollen, zügigen Umdrehbewegung auf die Mitte der Form. Jetzt kann ich auf das zweite Blatt behutsam abziehen, den Boden in die Form drücken und den überstehenden Rand abschneiden.
An dieser Stelle heize ich den Ofen auf 170 Grad Ober-/Unterhitze vor.
Den Teigboden steche ich nun mit einer Gabel ein paar Mal ein. Je nachdem wie flüssig meine Füllung geworden ist, streue ich noch eine dünne Schicht Semmelbrösel darauf. Dann gebe ich die Birnenfüllung in die Form und streiche sie glatt. Jetzt verfahre ich mich dem beiseitegelegten Teig und den abgeschnittenen Resten genauso wie mit dem Boden. Ich verarbeite alles zu einer Kugel, rolle es zwischen dem Backpapier aus und stülpe nun den „Deckel“ mittig auf den Pie. Die Ränder drücke ich an die Bodenränder, sodass beim Backen die Füllung nicht herausquillt. Mit einem scharfen Messer schneide ich noch ein paar Mal die Mitte des Kuchens ein, dann geht es auf der mittleren Schiene für ca. 60 Minuten in den Ofen.
Warm schmeckt der Kuchen toll, ausgekühlt lässt er sich deutlich besser aus der Form lösen. So oder so: Er zerschmilzt in herbstlicher Süße auf der Zunge. Ob ihr das Ganze lieber englisch als Pie oder deutsch-französisch als gedeckte Tarte betitelt, bleibt ganz euch überlassen.
Auf dem Bild seht ihr außerdem, was aus den restlichen Kilo Birnen, die ich an diesem Tag mit Foodsharing vor der Tonne gerettet habe, geworden ist: wunderbare Birnen-Marmelade, zum Verschenken und für mich.