Web- und App-Fundgrube

Web- und App-Fundgrube

14. Januar 2019 2 Von Jenni

Handys, Smartphones oder zumindest Computer sind heutzutage kaum mehr wegzudenken. Und auch im Öko- und Nachhaltigkeitsbereich haben sich einige Entwickler*innen was Tolles ausgedacht. Deshalb habe ich ein paar Apps ausprobiert und bewertet. Die Auswahl ist eher klein, weil ich die meisten Apps für unnötig halte – beispielweise Apps über Siegel, Zertifikate oder den Öko-Fußabdruck. Das sind Informationen, die man meines Erachtens nicht immer dabei haben muss. Also, hier eine kleine Auswahl an nützlichen Öko-Apps:

Codecheck

© Codecheck

Der unangefochtene Star der Nachhaltigkeits-Apps ist bei mir schon lange Codecheck. Die App beinhaltet zwei Suchfunktionen und einen Newsfeed. Mit der Scanfunktion lassen sich im Laden alle möglichen Produkte scannen, von Kosmetik über Lebensmittel zu Spielzeugwaren. Einmal gescannt erhält man Informationen über die Inhaltsstoffe und deren Bedenklichkeitsgrad, sowie Informationen über die Problematik dieser (z.B. Palmöl). Außerdem werden noch Label und Gütesiegel, alternative Produkte und Vor- und Nachteile aufgezeigt. Weiterhin lassen sich Produkte auch in einem Katalog suchen (z.B. Babyspielzeug aus Holz). Auch nach Stichwörtern kann gesucht werden. Der Produktkatalog ist schon sehr groß und informativ. Ist ein Produkt nicht vorhanden, kann es vorgeschlagen werden.

© Codecheck

Im Newsfeed werden regelmäßig interessante Beiträge gepostet zu den Themen Ernährung, Gesundheit, Nachhaltigkeit, Zero Waste, etc.

Das Ganze ist für die Nutzer*innen kostenlos, weshalb hier und da regelmäßig Werbung eingeblendet wird, jedoch nie so, dass die Nutzerfreundlichkeit beeinträchtigt oder sehr gestört wird. Ein werbefreies Upgrade ist  für einmalig 6,99€ erhältlich. Zur Unabhängigkeit der Artikel, Beiträge oder Produktempfehlungen habe ich leider keine Informationen, jedoch können Unternehmen über die App zumindest werben. Die App gibt’s für iOS und Android oder auch im Web.

Saisonkalender

Ich stelle hier erstmal zwei Saisonkalender vor, da beide Vor- und Nachteile haben.

©BLE

Saisonkalender des Bundeszentrums für Ernährung: Die App gefällt mir von allen Saisonkalender-Apps besonders gut, da sie Regionalität und Saisonalität miteinander verbindet.  Sie ist einfach aufgebaut und leicht zu handhaben, ohne viel Schnickschnack. In der aktuellen Ansicht werden heimisches und importiertes Obst und Gemüse des aktuellen Monats angezeigt. Zudem gibt es auch Einzelansichten für jede Sparte.

Durch Anklicken des jeweiligen Lebensmittels werden genauere Details über heimischen Anbau und Importware angezeigt. In der FAQ-Sparte werden die häufigsten Fragen und Antworten zum Thema Regionalität und Saisonalität beantwortet. Hier kann man den Saisonkalender auch als Poster bestellen (auch einen Kinder-Saisonkalender und viele weitere Materialien zum Thema). Generell kann ich aber auch die Website des Bundeszentrums für Ernährung (BZfE) sehr empfehlen. Hier gibt es viele Artikel, Informationen und Materialien zu den Themen Ernährung und Nachhaltigkeit.

Für mich ist die App ein guter Helfer in Sachen regionaler und saisonaler Einkauf. Jedoch finde ich sie noch ausbaufähig (beispielsweise mit Informationen zum Freiland- und Gewächshausanbau sowie Transport- und Lagerkosten etc.), deshalb empfehle ich hier noch eine zweite Saisonkalender-App.

GrünZeit – Saisonkalender der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein: Die App (iOS, Android) gibt weitere Informationen über die Anbauarten. Zum Beispiel, ob in der Regel Schutzfolien verwendet werden oder nicht. Oder ob im Gewächshaus angebaut wird oder nicht. Die App zeigt jedoch nur heimische Produkte an und gibt keinen Aufschluss über die Saisonalität von importierten Produkten. Außerdem würde ich mir hier mehr Informationen zu Vor- und Nachteilen und Kosten der verschiedenen Anbauarten wünschen.

Refill

© Refill- Deutschland

Ganz wichtig und so simpel: Statt ständig im dm eine neue Plastikflasche zu kaufen, weil man beim bummeln gemerkt hat, dass man Durst hat, einfach immer eine wiederverwendbare Flasche dabei haben und mit Kranwasser auffüllen! In Deutschland lässt sich Kranwasser bedenkenlos trinken. Refill ist ein ehrenamtliches Projekt, welches sich deutschlandweit um Stationen kümmert, an denen Menschen ihre Flaschen kostenfrei auffüllen können. Dafür können sich alle Institutionen mit offiziellen Öffnungszeiten listen lassen und sich durch einen Aufkleber an der Tür bemerkbar machen. Also: Überall wo ihr das Refill-Logo seht, könnt ihr nachtanken. Auf der Website gibt es dazu einige Informationen (auch wie man sich als Refill-Station anmelden kann) ebenso wie eine Deutschlandkarte, auf der alle Refillstationen in eurer Nähe angezeigt werden.

© Refill

Es gibt auch eine App, die jedoch nicht von Refill-Deutschland entwickelt wurde, sondern von den britischen Vorreitern. Die App ist bisher nur auf Englisch verfügbar, die Website jedoch in vielen verschiedenen Sprachen. Stationen sind weltweit eingetragen, jedoch noch lange nicht so viele wie es tatsächlich sind (außer vermutlich in Großbrittannien), aber ich hoffe doch sehr, dass hier noch Einiges passiert und die verschiedenen Ländergruppen international zusammenarbeiten. Der britische (oder internationale?) Aufkleber sieht etwas anders aus, ist jedoch unverkennbar das selbe Motiv – ein blauer Wassertropfen.

TooGoodToGo

© TooGoodToGo

In dieser App können Restaurants oder Bäckereien vor Ladenschluss ihre Reste zu einem günstigeren Preis anbieten, damit sie nicht im Müll landen. Meistens sind das Überraschungspakete. Man kauft für einen bestimmten Preis (z.B. mittags) etwas ein und geht es bei Ladenschluss abholen.

Das Ziel der Entwickler*innen ist es natürlich, der Lebensmittelverschwendung entgegenzuwirken. Die Idee finde ich genial, wenn man bedenkt, wie viel Essen heutzutage weggeworfen wird! Jedoch kamen bei mir auch schnell einige Zweifel auf. Zum Beispiel frage ich mich, wie die Anbietenden abschätzen können, wieviel abends noch übrig ist. Außerdem habe ich mich gefragt, ob es nicht womöglich passieren kann, dass schon mittags Produkte weggepackt werden, so dass man damit dem Konzept tatsächlich eher entgegenwirkt. Ein interessanter Selbstversuch dazu zeigt diese Probleme auf. Zudem beteiligen sich aktuell vornehmlich Anbietende aus dem städtischen Raum. Die App beinhaltet auch einen interessanten Blog, in dem es um Lebensmittelverschwendung und –rettung und um ein nachhaltiges Alltagsleben geht.

Insgesamt eine super Idee, jedoch durchaus als Konzept noch ausbaufähig. Ich meine, bei mehr Interesse, Etablierung durch Gewohnheit und vielleicht auch im Dialog mit den Anbieter*innen kann daraus etwas Tolles für die Zukunft werden!

Die App gibt’s hier: für Android und iOS oder auch als Website

Wer zuhause selbst der Lebensmittelverschwendung entgegenwirken möchte, dem seien die folgenden Apps zur Resteverwertung und zum Foodsharing empfohlen:

Beste Reste

Die Beste-Reste-App vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und der Initiative „Zu gut für die Tonne“ ist eine wunderbare App um sich mit Lebensmittelverschwendung zu befassen und nebenbei noch tolle Rezepte kennenzulernen.

Wenn ihr Reste habt, könnt ihr hier bis zu drei Lebensmittel auf einmal eingeben und bekommt ein oder mehrere Rezepte präsentiert, in denen ihr diese noch schnell verarbeiten könnt. Wenn ihr zum Beispiel Brot und Tomaten eingebt, werden Rezepte wie Gazpacho, Pizzabrot oder Tomatensuppe vorgeschlagen. Leider gibt es erst 632 Rezepte (Stand 27.10.2018) aber wir denken, da wird noch Einiges dazukommen.

Ansonsten bietet die App noch eine Planerliste, eine Einkaufsliste und nützliches Wissen rund um die Haltbarkeit und das Lagern von Lebensmitteln. Außerdem Fakten und Zahlen zum Wegwerfen von Lebensmitteln und dessen Folgen.

Her geht’s zur App für iOS und Adroid. Auf der Website finden sich neben Rezepten auch weitere Tipps für den Alltag zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung.

Auch bei Chefkoch und bei der App von essen & trinken kann natürlich gut nach Resterezepten gesucht werden, wobei hier natürlich die Informationen rund ums Thema fehlen.

Foodsharing

Fair-Teiler- Station © Foodsharing e.V.

Wer nun wirklich seine Reste nicht mehr selbst verwerten, und aber dennoch nichts wegwerfen möchte, der kann sein Essen auf  foodsharing-Portalen zur Verfügung stellen. Bei foodsharing.de kann man sich als foodsaver eintragen lassen und Essen aus Betrieben oder Läden retten und diese dann zu Fair-Teiler-Stationen bringen. Oder eben als foodsharer einen Essenskorb anbieten welcher dann an privat abgegeben werden kann.

© Foodsharing e.V.

In studentischen Sphären funktioniert  dieses System vermutlich am besten, über die städtischen foodsharing-Gruppen in Facebook (für z.B. Mainz, Saarbrücken, Heidelberg, etc.). Über die Website findet jedoch auch relativ viel Austausch in dörflicheren oder Kleinstädtischen Regionen statt, was ich hier besonders toll finde.

In der App-Landschaft scheint mir dies noch nicht so gut angekommen, außer in einigen regionalen Portalen wie z.b. foodsharing magdeburg. Es gibt einige deutschlandweite oder auch weltweite Apps, jedoch werden diese auch nur zumeist in einigen wenigen Großstädten genutzt. Mit am häufigsten werden die Lebensmittelflohmärkte UXA und OLIO genutzt. Bei diesen zwei Apps können Privatpersonen Lebensmittel fotografieren und anbieten, die man an in der Nähe lebende Menschen verschenken möchte.

©UXA

Über die App kann dann Kontakt hergestellt und die Lebensmittel abgeholt werden. Ausprobieren konnte ich das zur Zeit leider nicht, da ich mich ja nicht unbedingt in einer städtischen Region befinde. Wobei ich tendentiell eher zu UXA neigen würde, da es eine deutsche Produktion ist (Ein-Frau-Unternehmen), es in deutsch verfügbar ist und einfach zu verstehen und zu bedienen ist. Bei OLIO gibt es leider keine Übersichtskarte, dafür ist die Teilnehmerzahl augenscheinlich größer und damit auch die Angebotspalette.

Marktschwärmer

© Marktschwärmer Deutschland

Marktschwärmer ist eine App, bei der man Produkte aus der Region vorbestellen und vor Ort beim Erzeugenden oder einer Verteil-Station abholen kann. Dafür muss man sich anmelden und einer sogenannten ‚Schwärmerei‘ beitreten. Das kann zum Beispiel, ein Hofladen oder ein Zusammenschluss mehrerer Anbieter*innen in der Umgebung sein. Jede Schwärmerei hat dabei ihren eigenen Verteil-Tag. Die gesamte Woche vor der Abholung kann bestellt werden. Bezahlt wird im Voraus (online). Dabei wird eine Gebühr von 18,35% erhoben. Davon gehen 8,35% an die Schwärmerei und 10% an Marktschwärmer. Die Seite und App sind etwas umständlich gemacht, aber mit ein wenig Klickerei findet man doch alles, was man braucht.

© Marktschwärmer Deutschland

An sich finde ich die Idee gut. Insbesondere, weil es eine neue Chance für regionale Vermarktung ohne Zwischenhändler und lange Transportwege darstellt (Artikel dazu). Aber auch, weil durch eine bessere Planbarkeit weniger Lebensmittel umsonst produziert werden. Letztlich ist die Schwärmerei bestimmt eine tolle Gelegenheit neue Kontakte zu knüpfen und die Erzeuger*innen und die Lebensmittel besser kennen zu lernen.

Auf der anderen Seite ist es häufig so, dass gerade, wenn man in einer ländlichen Region wohnt, der Kontakt zu den Bauern oder Erzeugern sowieso nicht ausbleibt. Auf’m Dorf kennt man seine Pappenheimer und die Höfe. In der Regel können bei vielen Bauern auch Bestellungen aufgegeben werden (zum Beispiel online) und dann beim nächsten Wochenmarkt-Termin abgeholt werden. Möglicherweise wird sich deshalb auch diese App hauptsächlich in Großstadtregionen durchsetzen. In Frankreich ist sie bisher sehr gut angekommen. Wir würden es ihr und den Bauern wünschen. Wir persönlich bevorzugen jedoch weiterhin die wundersame, bunte und heilsame Welt des Wochenmarktes.

Hier geht’s zur Website oder zur App für iOS oder Android.

Foodahoo

Wer nicht vorbestellen möchte, sondern spontan vor Ort beim Bauern oder auf dem Markt einkaufen möchte, für den lohnt sich die App Foodahoo.

Hier können sich Hofläden, Bauernläden, Bäckereien, Unverpackt-Läden und Gärtnereien listen und finden lassen. Ebenso werden Märkte in der Umgebung angezeigt. Hier werden hauptsächlich Bio-Erzeuger*innen angezeigt. An sich muss dafür nicht unbedingt eine App her, da die Informationen ja im Internet alle erhältlich sind. Wer jedoch unterwegs schnell alle Informationen oder Läden für den Einkauf beisammen haben will, wird die App nützlich finden. Auf dem Blog werden neben Rezepten und Nahrungsmitteln auch Bauern und Erzeuger vorgestellt.

Der Ökobeichtstuhl

Meine neue absolute Lieblings-App ist der Ökobeichtstuhl!

© Balthasar Illustration

Hier wird mit einem schönen, ironischen Humor das Thema Nachhaltigkeit und Ökobewusstsein angepackt. Öffnet man die App, kann man auf „Sünde beichten“ klicken und bekommt dann (altersgemäß angepasste) Sünden präsentiert. Hier kann man wählen zwischen ‚Geiz‘, ‚Faulheit‘ ,Vergnügungssucht‘ usw. und dann unter vielen vorgegebenen Beispielen sein Ökovergehen beichten (z. B: „Arrrgggghhh, ich war so wütend! Da hab ich meinen Laptop aus dem Fenster geschmissen.“). In der Infobox wird einem dann genau erklärt, was es mit CO2, Konsum, Schwermetallen und Luftverschmutzung auf sich hat, wieviel Schaden man produziert und wie das Ganze errechnet wurde. Wenn man gebeichtet hat, bekommt man die Möglichkeit zum „Ablass“, indem man eine gute Tat wählt, mit der man die Ökosünde wieder ausgleicht (z.B. „Badet 520 Mal zu zweit“). Auch hier gibt es wieder zahlreiche Informationen.

© Balthasar Illustration

Alles in allem ist das nicht wirklich eine App die man unbedingt braucht, jedoch stellt sie ein wunderbares Mittel dar, um sich dem Thema Ökologie und Nachhaltigkeit humorvoll anzunähern und zum Beispiel langweilige Wartezeiten an der Bushaltestelle zu überbrücken.

Als Letztes bleibt vielleicht noch anzumerken, dass die App in Schweiz entwickelt wurde (Züricher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, ZHAW) und deshalb manchmal Wörter vorkommen, die man als Deutsche*r nicht kennt, sich aber dennoch erschließen kann.

Hier gibt’s noch mehr Infos und hier die App.